
„Den Button können wir so nicht machen – da klickt keiner drauf.“
„Der Satz klingt total verwirrend – das versteht niemand.“
„Das Bild sieht komisch aus – das spricht niemanden an.“
Gerne werden dann noch Argumente hinterhergeschossen: „Mein Vater war vor kurzem auf so einer Webseite und er hats auch nicht verstanden…“ Und so werden aus der eigenen Meinung und der quantitativ eindeutig auswertebaren Aussage des Vaters ganz plötzlich allgemeingültige Fakten geschaffen. So ist es! Ende. (Basiert immerhin auf der Meinung von 2 Personen!)
Religiöse Überzeugungen im Marketing
Ich schätze, jeder kennt diese Diskussionen. Sie können richtig lang werden und am Ende kommt doch nichts dabei raus. Das Problem bei solchen Gesprächen ist meistens: Hier geht es nicht um Fakten sondern um persönliche Vorlieben. Man könnte beinahe sagen: Um persönliche Glaubensüberzeugungen.
Und natürlich geht dabei jeder davon aus, dass Otto – der Normalverbraucher – genauso denkt und fühlt wie man selbst. „Wenn mir das nicht gefällt, dann kann es Otto schließlich auch nicht gefallen.“ Der Mythos vom Otto Normalverbraucher…
Steve Krug, der über Jahre das Nutzerverhalten von Menschen beobachtet hat, kommt zu einer interessanten Schlussfolgerung:
„Alle Web-User sind einzigartig, und die gesamte Nutzung des Webs ist im Grunde willkürlich und individualistisch.“
Jetzt könnte man zum nihilistischen Schluss kommen: „Dann ist ja eh alles egal. Wir werden ja doch alle sterben.“
Aber stopp! Bevor Sie sich die nächste hohe Brücke suchen – nur weil es nicht die eine „richtige“ Antwort auf ein Problem gibt, bedeutet es ja nicht, dass es gar keine Antworten gibt.
Krug schreibt weiter: „Das Problem ist, dass es einfach keine „richtigen“ Antworten auf die meisten Fragen im Webdesign gibt (zumindest nicht für die wichtigen Fragen). Was funktioniert, ist ein gutes, integriertes Design, das ein Bedürfnis stillt – das sorgfältig ausgearbeitet, gut ausgeführt und getestet ist.“
Das Ende der Endlos-Schleife
Und an dieser Stelle lassen sich die endlosen Diskussionen über die eigenen Vorlieben und Meinungen beenden. Die Frage ist nicht:
„Den Button können wir so nicht machen – da klickt keiner drauf.“
Wir müssen die Fragestellung richtig anpacken:
„Schafft dieser Button, mit diesem Text und dieser Farbe, und dem Kontext in dem er sich befindet, für die meisten Leute, die die Seite nutzen werden, eine gute Erfahrung?“
Und schon kommen wir weg von persönlichen Befindlichkeiten und „Glaubensüberzeugungen“ hin zu einer objektiveren und vor allem User-zentrierteren Sicht der Dinge.
Daher: Beim nächsten Meeting, das sich vielleicht um diese Problemstellungen dreht, zunächst eine gute Fragestellung durchdenken – und somit das Problem an den Hörnern packen.
Viel Erfolg!
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Inspiriert von Steve Krug, Don’t make me think.
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