Abrechnung nach Zeit

You don’t get paid for the hour. You get paid for the value you bring to the hour.

Jim Rohn

 

Seit Jahren grübeln wir hier am Pier immer wieder über unser Abrechnungsmodell. Wie bei den meisten Dienstleistern ist auch in unserer Branche die Abrechnung nach Zeit der Standard. Eigentlich ganz einfach: man definiert einen Stunden- bzw. Tagessatz und rechnet dann nach der benötigten Zeit ab.

Richtig zufrieden waren wir damit noch nie. Und dennoch haben wir es jahrelang so gemacht – einfach aus Mangel einer echten Alternative. Wo ist eigentlich das Problem dabei?

  1. Was wir verkaufen: Kreativität, KnowHow, Erfahrung.
    Was wir nicht verkaufen: Zeit.
    Angenommen wir entwickeln für einen Kunden ein neues Logo, dann ist es (aus Kundensicht) völlig unerheblich, ob wir dafür fünf Stunden oder fünf Tage brauchen. Der Kunde bezahlt das Logo, nicht die Zeit, die wir damit verbracht haben. Warum sollte Kunde A deutlich mehr/weniger für ein Logo zahlen als Kunde B, nur weil wir deutlich langsamer/schneller zum Ziel kamen? Kreativität lässt sich nicht über die Zeit messen.
  2. In manchen Berufen ist die Abrechnung nach Zeit tatsächlich sinnvoll. Vor allem dann, wenn der Kunde durch MEHR ZEIT auch einen unmittelbaren  MEHR-WERT erhält. Das kann z.B. beim Physiotherapeuten sein (mehr Zeit = mehr Entspannung) oder beim Coaching (mehr Zeit = mehr Vorankommen). Natürlich immer unter der Voraussetzung, der Anbieter weiß was er tut :)
  3. In der kreativen Branche sieht das allerdings teilweise anders aus. Natürlich kommt es auch der Qualität unserer Arbeit zugute, wenn wir ausreichend Zeit dafür haben. Andererseits ist der Wert unserer Arbeit nicht wie in den Beispielen zuvor unmittelbar an den Faktor Zeit geknüpft: Doppelte Zeit bedeutet also nicht doppelter Wert.
  4. Je mehr Erfahrung wir sammeln und je besser wir mit dem werden was wir tun, umso schneller kommen wir ans Ziel. Wenn wir nur nach Zeit abrechnen, verdienen wir mit unserer Arbeit also umso weniger, je besser und schneller wir werden. Um das auszugleichen müssten wir regelmäßig unseren Stundensatz anheben und entsprechend an alle Kunden kommunizieren. Dies sorgt in der Regel für Unverständnis.

Wir werden in Zukunft also wieder verstärkt darauf achten, unsere Dienstleistung und nicht unsere Zeit zu verkaufen – nach Möglichkeit zum vorher vereinbarten Festpreis. Brauchen wir für ein Projekt länger als intern geplant – unser Pech. Haben wir einen kreativen Flow und sind schneller durch – gut für uns (und kein Nachteil für den Kunden!).

Selbstverständlich wird es auch weiterhin Arbeiten geben, die wir nach Zeit abrechnen: z.B. Änderungswünsche, die über die vereinbarten Korrekturschleifen hinausgehen.